Immer mehr Tierärzte raten von einer Tätowierung ab und verweisen ausschließlich auf den Chip als sichere Variante der Kennzeichnung. Dies ist so nicht korrekt und bevor man sich für eine Kennzeichnung entscheidet, sollte man die Vor- und Nachteile beider Methoden sorgsam gegeneinander abwägen. Es sei gleich vorweg gesagt, dass es die perfekte Kennzeichnung nicht gibt, denn beide Methoden haben Nachteile:
Die Tätowierung kann, wenn sie schlecht gesetzt ist, nicht gut lesbar sein oder nach einigen Jahren verblassen. Dies liegt entweder an der Qualität der Tätowierfarbe oder an der Tätowierzange, die verschmutzt war oder nicht fest genug appliziert wurde.
Der größte Nachteil des Chips ist die Tatsache, dass er äußerlich nicht sichtbar ist und nur von einem Tierarzt oder Tierschutzverein mit Hilfe eines speziellen Gerätes gelesen werden kann. Privatpersonen, denen eine Katze zuläuft, können diese nicht als entlaufen erkennen. Hinzu kommt, dass der Chip durch Gewalteinwirkung (Sturz vom Balkon / Baum, Autounfall etc.) beschädigt werden kann und damit für das Gerät nicht mehr lesbar ist.
Der Hauptgrund für den Trend gegen eine Tätowierung liegt darin begründet, dass sie als wirkungslos bei Tierdiebstahl und Missbrauch für Versuchszwecke oder für die Fellindustrie angesehen wird, da in einem solchen Fall einfach die Ohrspitzen abgeschnitten würden.
Fakt ist: Vor Diebstahl schützen beide Kennzeichnungen nur ungenügend: Der Chip ist sehr leicht zu erfühlen. Er wird in die Tasche hinter das Ohr gesetzt und rutscht bei allen Tieren den Hals hinunter, bis er an einer Stelle zwischen unterem Nacken und Schulter zum Stillstand kommt und mit dem Bindegewebe verwächst und kann durch einen einfachen Hautschnitt in wenigen Minuten entfernt werden.
Die Tätowierung kann undeutlich werden, jedoch ist es nicht mehr möglich, sie durch kupieren der Ohrspitzen zu entfernen, da inzwischen alle Tierärzte die Tätowierung mittig setzen bzw. dies tun sollten.
Der Unterschied im Falle eines Diebstahls, gerade für Besitzer von Rassetieren interessant, liegt darin, dass ein Chip rückstandslos entfernt werden kann, während man bei einem Tier mit gekappten Ohrspitzen sofort weiß, dass es ehemals über eine Tätowierung verfügte und ein Rassetier ohne Ohren außerdem wertlos ist.
Aus den Erfahrungen unserer täglichen Praxis können wir allen Tierbesitzern nur wärmstens empfehlen, ihre Tiere sowohl tätowieren als auch chippen zu lassen. Ein Chip kann jederzeit gesetzt werden, während die Tätowierung nur in Narkose erfolgen kann und es sich deshalb empfiehlt, sie mit einer Kastration, einer Zahnsteinbehandlung o. ä. zu kombinieren.
Bitten Sie Ihren Tierarzt um eine deutliche Tätowierung!
Hierzu empfiehlt es sich, die Ohrmuschel von Fett und Schmutz zu reinigen, die Haare zu entfernen und die Zange mit ausreichend Druck zu betätigen. Den Chip sollten Sie auf keinen Fall an der Schulter setzen lassen, da hier nicht genug Bindegewebe vorhanden ist, mit dem der Chip verwachsen kann und es deshalb durch die Reibung am Schulterblatt zu Reizungen kommen kann.
Die Kennzeichnung muss unbedingt registriert werden, entweder bei TASSO oder dem Deutschen Haustierregister und am besten bei beiden. Dort müssen Sie auch anrufen, wenn Sie ein Tier gefunden haben, denn nur diese kostenlosen und auch online verfügbaren Dienste können den Besitzer ausfindig machen. Die Formulare für die Registrierung erhalten Sie bei Ihrem Tierarzt.
Ein zum Leidwesen der Tierbesitzer häufig übersehener großer Nachteil des Chips ist, dass keine Privatperson, der ein Tier zuläuft oder die ein totes Tier am Straßenrand findet, dieses in eine Tierarztpraxis bringt, um es auf einen Chip untersuchen zu lassen, während eine Tätowierung, auch wenn sie nicht mehr lesbar ist, ins Auge sticht und zur Identifizierung beitragen kann.
Viele Tierhalter erfahren deshalb nie, dass ihr Tier überfahren wurde und suchen noch Jahre weiter. Ebenso tragisch ist, dass erfahrungsgemäß kaum jemand auf den Gedanken kommt, dass die nette Katze, die er seit Monaten füttert, weil sie es sich eines Tages in seinem Schuppen gemütlich gemacht hat, ein schmerzlich vermisstes Haustier ist, wenn sie nicht über eine sichtbare Kennzeichnung (Halsband, Tätowierung) verfügt.
Noch ein Wort zum Abschluss:
Jede fünfte vermisste Katze läuft jemandem zu, ohne dass der Finder sie meldet. Und nur wenige Kilometer entfernt warten vielleicht Sie darauf, dass Ihr geliebtes Tier endlich nach Hause kommt. Bitte melden Sie deshalb zugelaufene und überfahrene Tiere in Ihrer lokalen Zeitung!
Diese Anzeigen sind immer kostenlos.
Vielen Dank an „Cat-Care“ für die freundliche Freigabe dieses Artikels.
Quelle und Copyright: CAT-CARE Tierhilfe Kassel e.V.